Tiny Schmauch tritt bei APC-Sommer in
Kempten mit zwei Jazzbands auf
Wie das Leben so spielt
Schmauchspuren – mit diesem Wortspiel betitelte der Jazz-Bassist Tiny Schmauch sein
Programm, das er mit zwei Formationen und insgesamt sechs Mitstreitern beim ersten
Konzert des diesjährigen APC-Sommers in Kempten realisierte. Da sind zunächst einmal
Gedichte seines Patenonkels Jochen Schmauch, die Schmauch vertonte. So feurig wie der
knallig-brisante, an Schuss-Spuren mahnende Slogan mit den Schmauchspuren vermuten
lässt, sind weder Texte noch Musik.
Im Gegenteil. Obwohl Tiny Schmauch seinen Onkel oft als lustigen Vogel in Erinnerung hat, sind
die Zeilen von Melancholie durchzogen. Kostprobe? „Jetzt schwimmen wir alle im Kreise herum,
links, rechts und wieder zurück. Eremitenfische. Die Sorte ist stumm. Wovon denn auch reden. Vom
Glück?“
So beginnt „Aquarium total“, das den Abend eröffnet. Personal sparend hat Schmauch keine extra
Stimme engagiert, sondern singt selbst. Ohne Volumen, aber mit Persönlichkeit.
Wie eine Kurz-Befragung im Publikum ergab, honorieren die Zuhörer diesen Schritt, sich mit einer
nicht trainierten, sondern ganz normalen Stimme rauszuwagen. Sie passt zum tastenden, manchmal
brüchigen Charakter der Texte.
Für satten Sound sorgt Barbara Ehlich mit dem Altsaxofon. Geschmeidige Töne, die runtergehen
wie Butter. Dazu zwei Könner wie Peter Decker mit Gitarre und Laszlo Demeter am Schlagzeug –
fertig ist ein Quartett für „Jazz mal anders“. Musik und Texte erzählen von der Verletzlichkeit des
Daseins.
Etwas robuster, handfester, aber immer noch sensibel geht es bei den „Jazz Cops“ zu. Zu Bassist
Schmauch und Schlagzeuger Demeter kommen hier Stefan Pentenrieder (Trompete, Flügelhorn),
Florian Mayer (Tenor- und Sopransax) und Lothar Ringmayr (Baritonsax, Bassklarinette).
In parallelen Bewegungen wandern die Bläser durch harmonisch raffinierte Klang-Cluster. Ein
pumpender Bass und das Schlagzeug sorgen für Gegenbewegungen.
Die Titel sind alle deutsch und von valentineskem Humor. „Jaja, soso“, passend zu lapidaren
Melodien. „Scheitholz für alle“ war ein Werbeslogan, der Schmauch bei Waldbesitzern in
Niederbayern auf einem Messe-Auftritt entgegenkam. Mit einem eigenen Text „Den Weg gehen“
nimmt er poetische Tuchfühlung zu seinem Onkel auf.
Am Anfang und am Ende standen zwei Klassiker mit allen Sieben zusammen: „Summertime“ und
„Take Five“. Ein Jazz-Abend mit Kraft und Sensibilität. Ein ganzer Blick auf das Leben mit seinen
lichten und schattigen Momenten.
Das Wetter zeigte sich freundlich wie selten im Allgäu und bescherte einen lauen Abend unter Sternenhimmel.